Film und Fernsehen oder Therapeutenlaufbahn?
Mein Vater ist Heilpraktiker, mein Großvater war Naturarzt und weitere Familienmitglieder sind Schulmediziner. Familiäre Therapeuten gab es meiner Meinung nach also genug und ich interessierte mich nach dem Abitur mehr für die Aufnahmebedingungen von Fernseh-, Film- und Kunsthochschulen. Meine Anstellung als freier Mitarbeiter bei einer lokalen Zeitung ließ man nicht als Praktikumserfahrung in einem Medienunternehmen gelten und so begann ich in Köln für eine Firma, die Soap-Operas produzierte, zu arbeiten. Innerhalb dieser Firma und im Branchenumfeld beobachtete ich eine Art des menschlichen Miteinanders, die mich enttäuscht zurückließ. Ich wusste nicht, ob dieser Ausschnitt repräsentativ für die gesamte Medienwelt war, dennoch wollte ich kein Teil mehr von ihr werden. Bei meiner Neuorientierung half mir mein Zivildienst, den ich zuvor in einem Pflegeheim auf der Station für Bettlägerige und Demenz Erkrankte abgeleistet hatte. Die dortige Arbeit war nicht immer einfach gewesen, stetig hatte ich mich mit dem Prozess des Alterns und dem Tod auseinanderzusetzen, doch sie hatte mich am Ende des Tages stets beseelt zurückgelassen.
So entschied ich mich dann doch für eine Therapeutenlaufbahn und trat eine dreijährige Ausbildung zum Heilpraktiker und zugleich eine fünfjährige Assistenzzeit in der Naturheilpraxis meines Vaters an.
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Immer, wenn es das Pensum an der Heilpraktikerschule zuließ, war ich in der Praxis meines Vaters. Ich saß in den Sprechstunden still neben ihm, hörte zu, beobachtete und schrieb sämtliche Verläufe und Erklärungen mit. Ich schrieb und schrieb und schrieb. Ich verglich stetig die verschiedenen Rezepte, um ein Gefühl für Arzneimittelwechsel und -synergien zu entwickeln. Mein Vater empfahl mir immerzu neue Bücher, die es zu lesen galt, und legte dabei sehr viel Wert auf naturheilkundliche Primärliteratur. Ich hielt ständig nach Messen, Seminaren, Kongressen, Aus- und Fortbildungen Ausschau und machte mich auf die Suche nach zwei weiteren Assistenzstellen, die ich zusätzlich über drei Monate an bestimmten Tagen in der Woche aufsuchte. Mittwoch nachmittags allerdings spielte ich mit Jugendlichen auf der Bühne Theater. Ich hatte beruflich der Kultur nicht ganz den Rücken gekehrt und im Abendunterricht an der Jugendkunstschule in Unna eine Ausbildung zum Theaterpädagogen absolviert. Man hatte mir daraufhin einen Job angeboten, der mich intensiv den Umgang mit rebellierenden Teenagern lehrte. Eine wunderbare Abwechslung neben dem Pauken von Krankheiten zu der Zeit!
Da praktische Erfahrung in einem therapeutischen Beruf das A und O ist, absolvierte ich ein dreimonatiges Praktikum in einem Krankenhaus. Ich wurde auf den Stationen Kardiologie, Innere Medizin, Intensiv und Dialyse eingesetzt. Auf meine Nachfrage hin wohnte ich Diagnoseverfahren und Eingriffen bei wie Magen- und Darmspiegelungen, dem Setzen von Herzkathetern oder der Port-Implantation. Das Angebot, an einer Obduktion teilzunehmen lehnte ich dankend ab. Ich hatte während meiner Heilpraktikerausbildung die Möglichkeit wahrgenommen, Lesungen für Medizinstudenten in Kooperation mit einem Pathologieinstitut zu besuchen. Hierzu hatte auch die Teilnahme an einer Obduktion gezählt, die ich noch vor der Öffnung des Schädels verlassen hatte.
2006 eröffnete ich schließlich meine eigene Naturheilpraxis in der Dortmunder Innenstadt und ich begann meine Therapeutentätigkeit mit den Therapie- und Diagnoseverfahren, die auf meiner Naturheilpraxis-Internetseite unter den Menüpunkten Irisdiagnose und Chiropraktik zu finden sind. Nebenher unterrichtete ich an meiner ehemaligen Heilpraktikerschule. Der Direktor hatte mich überraschend angerufen, mir eine Dozentenstelle für das Fach „Infektionskrankheiten und Gesetzeskunde“ angeboten und mir so den Weg in die Erwachsenenbildung ermöglicht. Da mein damaliger Jahrgang dieses Schulfach allerdings extrem langweilig gefunden hatte, hatte ich das komplette Skript meiner Vorgängerin umgeschrieben. Meine ersten Stunden waren schweißtreibend gewesen, aber als mir die Klasse gesagt hatte, dass sie meinen Unterricht super fände, ich aber auch ein interessantes Fach unterrichten würde, da hatte ich gewusst, dass mir die Umstellung des Lehrmaterials gelungen war. Später bot man mir ein weiteres Schulfach an und holte mich zudem an das Abendkolleg, das neben dem Betrieb der Tagesschule gegründet worden war.
Diese Arbeitsstelle, sowie die Stelle an der Jugendkunstschule hielt ich so lange, wie es mir neben meiner sich fortentwickelnden Praxis möglich war.
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